Kursarchiv mit Berichten

Damit Sie sich auch im Vorfeld einen Eindruck über unsere Veranstaltungen machen können, stellen wir Ihnen veröffentlichte Kursberichte zur Verfügung. So können Sie am besten entscheiden, welcher Kurs zu Ihrem individuellen Praxisspektrum passt.

 

Moderne Endodontie (2008)

Würzburg – Unter der Schirmherrschaft des ortsansässigen zahnärztlichen Fördervereins (ZFV) stellte ZA Stefan Scherg Mitte November sein Konzept einer zeitgemäßen Endodontie für die tägliche Praxis vor.

Schmerzfreiheit und Zahnerhalt
Die Idee für sein Konzept kam dem niedergelassenen Zahnarzt, als er an einem komplizierten Fall arbeitete. Das Abtragen von Zahnhartsubstanz geht stets mit einem Risiko des endgültigen Zahnverlustes einher. Jedoch nur, wenn zu viel Zahnmaterial verloren geht. Aus diesem Grund entwickelte Dr. Scherg eine sichere und effiziente Methode, mit deren Hilfe sich vorhersagbare Ergebnisse erzielen lassen. Für den Patienten bedeutet dies nicht nur Schmerzfreiheit, sondern ebenso langfristigen Zahnerhalt.

Kilometerlanges Kanalsystem
Um dies bewerkstelligen zu können, gilt es, die Pulpenanatomie zu begreifen. Hierbei handelt es nicht nur um die Pulpenkammer mit einigen Kanälen, sondern vielmehr um ein kilometerlanges vernetztes Kanalsystem. Dieses komplexe Gebilde wurde zuvor nur stiefmütterlich behandelt und konnte deshalb nie ganz bearbeitet werden.

Abdichtung gegen Reinfektion
Zuvor war das Kanalnetzwerk nie vollständig befüllbar. „Es ist wie bei einem Eisberg. Hier ist auch nur die Spitze beurteilbar. Der Rest bleibt im Verborgenen.“ Und es ist eben „nicht entscheidend, was man reinmacht, sondern was rauskommt.“ Eine möglichst dichte thermoplastische Abdichtung hingegen verhindert die Reinfektion. Im Vorfeld sollte der Zahnarzt sich allerdings um die Schmerzfreiheit des Patienten kümmern. Nur so ist eine hinreichende Fokussierung auf das Kanalsystem möglich. Bei Bedarf, so der Referent, sollte die gängige Infiltrations- beziehungsweise Leitungsanästhesie zusätzlich intraligamentär anästhesiert werden.

Saubere Arbeitsbedingungen
Dem Kofferdam kann Dr. Scherg nur Positives abgewinnen. Vielmehr empfindet er die vorbereitende Maßnahme als Zeitgewinn. Ist dieser einmal angelegt, hat der Zahnarzt eine gute Übersicht und kann so sichergehen, dass keine Bakterien vom Speichel oder von der Zunge in die Operationswunde gelangen. Eine dichte Aufbaufüllung bildet stets die Grundvoraussetzung für ein sauberes Arbeiten, zudem verhindert sie den Austritt der aggressiven NaOCl-Spüllösung.

Freilegen der Kanaleingänge
Nach der Trepanation ist es wichtig, die Kanaleingänge darzustellen und Überhänge, die beim Instrumentieren stören könnten, zu beseitigen. Dafür bevorzugt der Referent einen langstieligen Rosenbohrer, der ein freies Sichtfeld bei der Arbeit ermöglicht. Auch mittels Ultraschall können Kanaleingänge aufgefunden und zugängig gemacht werden.

Der Weg zum Apex
Das Innenleben des Kanalsystems kann mithilfe einer dünnen Scout-Feile initial taktil dargestellt werden. Diese kann ebenso für die erste endometrische Messung verwendet werden. Bei der von Dr. Scherg angewandten Crowndown-Technik mit konischen Nickel-Titan-Feilen geht es vor allem um Flexibilität und Rückstellkraft. Denn diese macht die Aufbereitung stark gekrümmter Kanäle möglich. Das praktikable System sieht den Gebrauch von lediglich vier bis sechs Feilen vor. „Durch das konsequente Anwenden dieses Prinzips kommt man immer weiter in den Kanal hinein“, erklärt der erfahrene Zahnarzt. Zuvor sollte der keimbesiedelte Bereich ausgeräumt werden, um sich dann sukzessive bis zur Spitze vorzuarbeiten.

Sicherheit geht vor
Die Feilen sollten dabei ohne Druck verwendet werden. Für die bessere Handhabung empfiehlt sich ein geeignetes Gleitmittel. „Immer am Kanal außen entlang! Just brush!“ Nach jedem maschinellen Einsatz sollte der Kanal mit der Patency-Feile auf Gängigkeit überprüft und erneut mit erwärmtem NaOCl sowie abschließend mit EDTA gespült werden.

Mensch und Maschine
Für sporadische Einsätze lohnt sich die Anschaffung von verschiedenen maschinellen Nickel-Titan-Systemen nicht. Jedes System erfordert eine gründliche Einarbeitung. Denn jeder Feilengeometrie liegt eine spezifische Funktion zu Grunde. Und eines ist ohnehin klar: Ohne abschließende konservierende Abdichtung oder prothetische Stabilisierung ist der Behandlungserfolg eines endodontischen Eingriffs in hohem Maße gefährdet.

NobelGuide für Fortgeschrittene (2008)

Karlstadt – Sieben Implantate auf einen Streich inserierte am 18.04.08 ZA Stefan Scherg am Fortbildungsinstitut „Schöne Zähne“ mittels computergestützter OP-Schablone in einer Rekordzeit von 42 Minuten. Schergs Einschätzung nach 2,5 Jahren: „Das ist kein Hype, sondern ein funktionierendes System!“

„Das Mehr an Diagnostik“
In dem Zwei-Tageskurs mit Theorie und Praxis wurde eines klar: „Der Teufel steckt im Detail!“ Das Prinzip beruht auf der Verlagerung des Schwerpunkts auf die Detailarbeit. „Ein Mehr an Diagnostik ist zwingend nötig, um den Patienten später besser und schneller behandeln zu können.“ Der Spezialist stellte dabei die modell- und computerbasierte Variante vor.

Vorteile von bildgebenden Verfahren
Die CT-gestützten Variante überzeugt vor allem bei multiplen Implantationen im teilbezahnten oder zahnlosen Kiefer. Laut Dr. Scherg ermöglicht dieses Verfahren jede Form der Implantation ‒ auch in ästhetisch sensiblen Bereichen. Trotz genauer bildgebender Verfahren gilt auch hier: „Die Untersuchung des Patienten ist nach wie vor ein Muss!“ Ist die Mundöffnung zu stark eingeschränkt, kann die schienengeführte Implantation aus Platzmangel gar nicht erst vorgenommen werden.

Die richtige Schablone
Bei der Herstellung der OP-Schablone können auch Interimsprothesen und Tiefziehschienen herangezogen werden. Wichtig sind hier vor allem drei Aspekte: die Metallfreiheit, eine Mindestschichtstärke von 3 mm und der perfekte Sitz. Als Grundlage dient daher nach wie vor ein optimaler Abdruck. „Es ist wichtig, dass dieser hundertprozentig sitzt!“ Für die Herstellung der Operationsschablone wird eine exakte Kopie der Röntgenschablone angefertigt. Besondere Vorsicht ist bei mangelhaft vorgenommenen Abdrücken geboten. Aus Unachtsamkeit entstandene Fehler ziehen sich durch den gesamten Therapieverlauf und sind oftmals für den Misserfolg des Eingriffes verantwortlich. Besonders bedauerlich ist es, wenn das aufwendige und strahlenbelastete CT durch eine fehlerhafte Schablone unbrauchbar wird.

Der Weg zur Dreidimensionalität
Die Schablonen müssen unbedingt mit opaken Markern aus Guttapercha versehen werden. „Der Computer braucht klare, scharf begrenzte, runde Punkte, damit er die Bilder im Raum fixieren kann.“ Diese sollten auf allen Ebenen verteilt sein. Hierbei gilt: „Viel hilft viel! Je mehr Referenzpunkte geschaffen werden, desto genauer ist die Darstellung.“ Die Rohdaten aus der Radiologie können sodann in das entsprechende Softwareprogramm eingelesen werden und ermöglichen somit eine bequeme virtuelle Planung am PC. Dieses Vorgehen wird meist am zweiten Kurstag mit den Teilnehmern geübt.

Punktuelles Operieren
Der 3D-Planung liegt laut Scherg auch ein gewisser Marketingaspekt zu Grunde: „Lassen Sie den Patienten die Planung sehen, damit er weiß, welche Schritte für sein Wohlergehen notwendig sind.“ Die Vorteile für den Operateur liegen ebenfalls auf der Hand: Zeitaufwendiges Freilegen und Vernähen sowie starke Blutungen im OP-Feld gehören somit für immer der Vergangenheit an. Die OP-Schablone wird über mehrere Ankerpins lagestabil am Kiefer fixiert. Operiert wird dann nur noch punktuell über die Bohrhülsen, welche die die Führung des Bohrers vorgeben. Das Zahnfleisch wird im Vorfeld lediglich gestanzt.

77 Minuten bis zum Provisorium
Die vorgenommenen Bohrungen stimmen somit mit der am Computer geplanten Einschubrichtung und der vorgesehenen Länge überein. Anschließend wird das Gerüst für den endgültigen Zahnersatz intraoral fixiert. Das Mehr an Diagnostik macht sich somit nicht nur für den Behandler selbst, sondern vor allem für seine Patienten bezahlt. So erging es auch dem am Workshop teilnehmenden Patienten, der sich schon nach 77 Minuten über ein festsitzendes Provisorium freuen konnte.